Fragestellung und Ziele der Studie
Der Auf- und Ausbau schulischer Ganztagsangebote spielt in der aktuellen Bildungsreformdebatte eine bedeutende Rolle. Länder und Bund investieren nicht nur in eine erweiterte Infrastruktur, sondern entwickeln und erproben zugleich - teils im Zusammenhang mit dem Investitionsprogramm "Zukunft Bildung und Betreuung" (IZBB), teils unabhängig davon - pädagogische Konzepte.
Gleichwohl fehlt es an systematischem Wissen darüber,
- wie solche Bildungsangebote - ggf. gemeinsam mit außerschulischen Kooperationspartnern - konzipiert und implementiert werden,
- in welchen Kooperationsformen und organisatorischen Netzwerken dies geschieht,
- unter welchen Voraussetzungen (schulische Bedingungen, außerschulischer Kontext, familiäre Situation der Schülerinnen und Schüler) sie am besten eingeführt werden können und hohe Akzeptanz finden,
- wie eine starke Partizipation erreicht und Schwierigkeiten überwunden werden,
- und welche Konsequenzen die neue Gestaltung von Schule schließlich für die Betroffenen selbst, aber auch für das soziale Umfeld der Schule hat.
Vor diesem Hintergrund wird mit der "Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen" (StEG) in den nächsten Jahren ein länderübergreifendes Forschungsprogramm zur Entwicklung von Ganztagsschulen und -angeboten durchgeführt. Das aus dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF; Prof. Klieme), dem Deutschen Jugendinstitut (DJI; Prof. Rauschenbach) und dem Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS; Prof. Holtappels) bestehende Forschungskonsortium untersucht dabei, in enger Absprache mit den Ländern und finanziert durch das Bundesbildungsministerium (BMBF), größere Stichproben von Schulen in mehreren Erhebungswellen (Längsschnitt). Dem Stand der Schul- und der Jugendforschung entsprechend sind hierzu systematische Befragungen von pädagogischen Fachkräften, Schul- und Projektleitungen, Schülerinnen und Schülern, Eltern und außerschulischen Kooperationspartnern vorgesehen.
Die Untersuchungen sollen sich - auf der Basis einer relativ breiten Eingangserhebung - je nach Reformkonzepten und Wünschen der beteiligten Länder auf verschiedene Schwerpunkte ausrichten, für die das Konsortium und teilweise auch andere unterschiedliche Forschergruppen die Verantwortung übernehmen (modularer Aufbau). Dabei bewegen sich die forschungsleitenden Fragestellungen innerhalb der folgenden Untersuchungsfelder:
Modularer Aufbau der Untersuchungsfelder
- Entstehungsbedingungen und Implementation ganztägiger Angebote
- Entwicklungsprozesse und -bedingungen bei der Implementation (Modul 1)
- Akzeptanz, Angebotsnutzung und Partizipation in der Entwicklungsphase (Modul 2)
- Schul- und Lernkultur / pädagogische und organisatorische Gestaltung der Angebote
- Schulorganisation und Organisationskultur (Modul 3)
- Außerunterrichtliche Lernangebote und soziales Lernen (Modul 4)
- Lehr-Lern-Kultur im Unterricht (Modul 5)
- Kompetenzentwicklung bei den Schülern (Modul 6)
- Verhältnis zum sozialen Umfeld
- Lern- und Sozialisationsumfeld der Kinder und Jugendlichen bezüglich Selbstgestaltung und freier Zeit (Modul 7) bzw. Familie und Erziehung (Modul 8)
- Strukturelle Entwicklungen im lokalen und regionalen Kontext der Schule (Modul 9)
Ein zentrales Auswertungsziel ist es, die in den einzelnen Modulen erhobenen Daten durch statistische Analysen so zu verknüpfen, dass sich sowohl innerhalb der Schule als auch im Zusammenwirken zwischen Schule und Umfeld ermitteln lässt, welche Bedingungen eine erfolgreiche Gestaltung ganztägiger Schulen hat und wie Ganztagsangebote ihrerseits die Entwicklung der Schule und deren sozialen Kontext verändern.